Jadevalkes Welten

Prolog

Mein Name ist Jessica Aydan.

Lange Jahre war ich aktiv beim Scoutdienst, den ich jetzt freiwillig verlassen habe. Ich habe ein Schiff und viel Zeit zurück nach Hause ist derzeit keine Option, also werde ich umherreisen und schauen, was das Leben so bringt.

Mein Tagebuch

Damit ich mich später daran erinnere, was diese Zeit so mit sich bringt, werde ich ein Tagebuch zu schreiben. Alle wichtigen und interessanten Stationen meiner Reise werde ich darinaufzeichnen.

01.01.2321

Ich war heute in einer schäbigen Raumfahrerkaschemme im Raumhafen von Metron. Es stank nach billigem Alkohol und Räucherwerk. Nach kurzer Zeit wurde ich bereits angesprochen, ob ich ein auf den meisten Planeten illegales Rauschmittel kaufen möchte, was ich natürlich direkt ablehnte. Ich bestellte mir einen Drink und setzte mich in eine Nische, um ein wenig allein zu sein und mir zu überlegen, was ich ab jetzt mit meinem Leben anfangen möchte. Es dauerte nicht lange und ein seltsamer Typ, der sich mir einfach nur als Morgan vorstellte, setzte sich an meinen Tisch. Ohne meine Reaktion abzuwarten, fing er sofort damit an mich vollzutexten. “Kennst Du die Legende von Sternenträumer?” Er wartete aber gar nicht meine Antwort ab, sondern erzählte einfach weiter “Ich habe eine Karte, die den Weg zum aktuellen Aufenthaltsort von Sternenträumer zeigt. Mir fehlt aber ein Schiff und auch der Mut ist schon lange aus meinen alten Knochen gewichen. Aber für 1000 Credits überlassen ich sie dir. Interesse?” Merkwürdig etwas so Wertvolles für so wenig zu verkaufen, natürlich witterte ich einen Betrug, aber meine Neugier war geweckt und Geld hatte ich auch zur Verfügung. Ich gab ihm die Credits. Er dankte mir, gab mir eine Speicherdiskette und verschwand im allgemeinen Gewühl des Raumhafens. Ich trank noch aus und machte mich dann auf den Weg zu meinem Schiff.

Auf der Diskette war nichts weiter als Koordinaten eines Sternsystems gespeichert. Laut meines Schiffscomputers würde ich etwa 6 Wochen im Hyperraum verbringen, plus noch mal dieselbe Zeit auf irgendwelchen Raumhäfen, sofern denn welche vorhanden sind.

28.01.2321

Es sind einige Tage vergangen, seit ich das letzte Mal in diesem Tagebuch etwas geschrieben habe. Die Reise war bisher relativ ereignislos, weshalb es auch nichts zu berichten gab. Eine Sache allerdings ist erwähnenswert. Ich habe einen Passagier mitgenommen, der mich zu den Koordinaten auf der Karte begleiten wird. Lorin ist sein Name und er scheint ein Gespür für Dinge zu haben, ich weiß gerade gar nicht, wie ich es besser erklären soll, aber er wird mit Sicherheit noch nützlich werden.

12.03.2321

Lorin ist eine erstaunliche Person, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er liest meine Gedanken. Er hat auch mehrmals bereits bessere Preise für Vorräte ausgehandelt, als ich es jemals gekonnt hätte.

28.03.2321

Wir sind am Ziel angekommen. Das ganze System ist ein einziges Trümmerfeld und es macht nicht den Eindruck, als wenn wir hier fündig werden. Ich werde den Computer nach der Nadel im Heuhaufen suchen lassen.

Nachtrag

Lorin hat eine Ahnung, wie er es nennt. Ich habe ihm die Steuerung überlassen und warte gespannt, was sich daraus ergibt. So wie es scheint, bewegt er sich planlos durch das Trümmerfeld.

Nachtrag

Lorin hat etwas gefunden und auch der Computer hat eine Energiesignatur bemerkt, allerdings erst, als wir sehr nahe an dem benannten Punkt waren. Irgendwas ist da, wir werden uns startklar machen und nachsehen, was wir finden.

Alles, was ich von den heutigen Ereignissen noch weiß, schreib ich ab hier als Gedächtnisprotokoll nieder.

Einer der größeren Brocken, der den Lorin und der Computer benannt haben, scheint eine Art Öffnung zu haben, wir benutzen meinen Gleiter, um herüber zu schweben und das Innere zu betreten. Die Öffnung führt weit ins Innere und endet vor einem weiteren recht kunstvoll geschmücktem Durchgang, allerdings ist er zu klein für den Gleiter, weswegen wir zu Fuß weitergehen. Hinter dem Durchgang existiert künstliche Schwerkraft und Boden und Wände sind eindeutig von einer intelligenten Spezies gebaut worden.Wir gingen einen langen Korridor entlang, bis wir an eine verschlossene Tür gelangten. Ein funktionsloses Terminal befand sich direkt neben der Tür. Zum Glück ist Lorin ein geschickter Techniker und schaffte es mit ein paar Handgriffen das Schloss zu öffnen. Was wir dann sahen, verschlang uns den Atem, ein Raum gefüllt mit antiken Computerkonsolen, wie ich sie noch nie gesehen habe. Die meisten der Konsolen waren verstaubt und still, nur eine Konsole in der Mitte des Raumes hatte noch etwas leben in sich. Das schwach glimmende Licht eines kleinen Schalters machte uns darauf aufmerksam. Nach einer kurzen Absprache mit Lorin drückte ich auf den Schalter und der ganze Raum fing an, sich mit Leben zu füllen, aber nicht die gute Art von Leben. In einer Kakofonie von Geräuschen und kleineren Explosionen schien die Welt um uns herum im Chaos zu versinken. Als sich der Rauch etwas gelegt hatte, waren wieder alle Konsolen still, nur auf einem Monitor blinkte ein Schriftzug auf:

Finde Mich!      

Das Laufwerk direkt unter dem Monitor begann immer wieder anzulaufen und zu verstummen. Ich legte schnell eine Diskette ein, was dem Laufwerk zu gefallen schien, es speicherte irgendwelche Daten, daraufhin verstummte auch der letzte Monitor. Ich entnahm die Diskette und machte mich mit Lorin wieder auf den Weg zurück zum Schiff. Nachdem mein Computer die Daten auf der Diskette analysiert hatte, war ich etwas enttäuscht, es waren wieder nur Koordinaten, aber diesmal welche, die mich weit aus dem besiedelten Raum hinaus führen würden. Lorin gab mir zu verstehen, das er sich auf dem nächsten Zwischenstopp von mir verabschieden würde und ich diese Reise allein antreten müsse. Das stimmte mich sehr traurig, vor allem weil Lorin ein guter Freund geworden ist auf dieser Reise.

05.04.2321

Wir haben ein System namens Tove erreicht und Lorin hat sich wie angekündigt von mir verabschiedet. Ich habe den Zwischenstopp genutzt, um mein Schiff nachzurüsten, damit mir der Treibstoff auch in unzivilisiertem Gebiet nicht ausgeht. Schwermütig, aber voller Vorfreude hab ich mich wieder auf den Weg gemacht, diesmal mit der Hoffnung, die Einsamkeit wird mich nicht überwältigen.

10.05.2321

Ich habe heute ein kleines System entdeckt, auf dem tatsächlich so etwas wie eine Zivilisation existiert. Es sind definitiv Menschen, aber sehr rückständig, sie leben und ein Leben als Landwirte und Viehzüchter. Ich denke, ich werde hier ein paar Tage bleiben, bevor ich mich wieder auf den Weg mache.

14.05.2321

Schweren Herzens mache ich mich wieder auf den Weg.

28.06.2321

Ich bin froh, dass ich mein Schiff umrüsten lassen habe, hier draußen existiert nichts und niemand. Ich hoffe bei jedem neuen Hypersprung, dass ich nicht im Nichts lande und ich nie wieder von dort wegkomme.

23.07.2321

Ich habe die Koordinaten von der Diskette erreicht. Es gibt in diesem System nur einen Planeten, auf dem Leben möglich ist, ich werde dort landen.

Nachtrag

Der Planet ist eine einzige Steinwüste, ich habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll zu suchen und nach was suche ich denn hier eigentlich?

Nachtrag

Gerade als ich mich frustriert wieder auf den Weg zurück zu meinem Schiff machen wollte, fällt mir was ins Auge. Im Wüstensand bewegt sich etwas, es ist sehr klein, sechseckig und scheint so etwas wie Beine zu haben. Biologisch ist das nicht, es sieht technologisch aus, wie etwas das künstlich erschaffen wurde. Meine Neugier war so groß, dass ich es direkt auf meine Hand genommen habe. Es bewegte sich unschlüssig hin und her und kitzelte mich, dann sprang es von meiner Hand in den Wüstensand und lief los. Ich hatte Mühe, ihm zu folgen, da es sich kaum vom umliegenden Geröll unterschied. Nach ein paar Stunden trafen wir auf zwei weitere dieser seltsamen Maschinen. Die Maschinen trafen sich, schienen zu kommunizieren und dann verbanden sie sich miteinander und bildeten etwas neues. Zwei der Wesen bildeten einen Körper und das dritte schien so etwas wie der Kopf zu sein. Wie dem auch sei, ab jetzt war es leichter ihm zu folgen.

Je länger ich diesem “Wesen” folgte, desto mehr “Bauteile” schlossen sich uns an. Erst in dieser seltsamen dreier Konstellation, dann ab einem mir nicht ganz klaren Punkt wurden aus den Dreierwesen komplexere Wesen. Irgendwann hatte das Wesen einen Punkt erreicht, an dem es etwa so groß war wie ich. Wir gingen noch ein Stück weiter, als sich plötzlich im Boden eine Luke öffnete, unter der Treppen zum Vorschein kamen. Ich nahm diese Einladung an und folgte dem Wesen in die dunkle Tiefe. Kaum betrat ich den Tunnel, als eine indirekte Beleuchtung einsetzte und mir Details offenbarte, die ich vorher nicht gesehen hatte. Die Wände waren, ähnlich wie das Wesen mit einem Sechseckmuster überzogen. Der Tunnel führte scheinbar ewig weit in die Tiefe und öffnete sich am Ende in eine große Halle. Die Halle war mit seltsamen Fertigungsmaschinen vollgestellt, die den Anschein erweckten, als würden sie die kleinen Bauteile erstellen, aus denen das Wesen bestand. Ich schaute mich um und fand tatsächlich so etwas wie ein Terminal, das auf eine Art Eingabe wartete.

_
Hallo ich bin Jessica.
Hallo Jessica.
Wer bist Du?
Ich bin Fertigungseinheit B455ET.
Was ist deine Aufgabe?
Ich wurde hier aufgestellt um Sternenträumer eine physische Präsenz in der Welt zu geben.